Wohnanlage Reischach
Wohnanlage Reischach
Das Holzland
Schon die Römer siedelten im Reischacher Holzland, dass sich mit seinem dichten Laubmischwäldern und ertragsreichen Fichtenwäldern in sanften bis zuweilen auch steilen Hügellandschaften entlang des Reischachbachs entwickelten. Das Holz, die sanften Erhebungen und das Wasser sind die vorherrschenden landschaftsbildprägenden Elemente.
Diese Elemente reflektieren sich in den Facetten des Entwurf wieder. Die Gebäude entwickeln sich aus dem landschaftsbildprägenden Hauptmaterial – dem Holz – sowohl als Konstruktionsmaterial als auch in der Fassade. Die Hügellandschaft mit seinem Wegverbindungen spiegelt sich in der Hanglandschaft der Freianlagen wieder, welche als „hängende Gärten“ ihren Abschluss im östlichen Reischachbach finden. Zusammen mit dem östlichen Freibereichen des Kindergartens am Fuße des dicht bewachsenen Zoglerbergs bildet sich hier ein grünes Tal mit hoher Aufenthaltsqualität heraus.
Wegeführung
Das Areal wird durch zwei Straßenzüge tangiert. Im westlichen Bereich führt die vielbefahrene Eggenfeldener Straße (Bundesstraße B588) als Hauptstraße durch Reischach. Daran schließt im Süden nach Osten führend ein Verbindungsweg, der schließlich in den Josef-Straubinger-Weg mündet. Diese Verbindungsspange dient als Anbindung des örtlichen Kindergartens und ist dadurch in seiner Funktion aufrecht zu erhalten.
Durch die Möglichkeit im nördlichen Bereich einen Grundstücksstreifen zu erwerben, könnte die Erschließungsführung verlegt werden. Dies würde jedoch bedeuten, den Freianlagenbereich mit seinem Naherholungswert zu zerschneiden und die Topographie teilweise, durch die Anforderungen sinnvollen Gefälleausführung, im Bereich des Bachs deutlich zu erhöhen - was sich schon alleine durch den Hochwasserschutz verbietet. Als sinnvollere Wegeführung wird die Beibehaltung der derzeitigen Trasse angesehen, da hier die topographischen Vorteile der leichten Südhanglange der Eggenfeldener Straße, in Verbindung mit der vorhandenen Hangausbildung südlich des Areals zu einem weichen und kürzeren Straßenverlauf führt.
Der süd-westliche Schnittpunkt der Wegmündung in die Eggenfeldener Straße wird dabei als optimale Lage für die geforderte Ladennutzung und deren benötigte Stellplätze angesehen. Durch das Gefälle nach Osten mündet die Querstraße ein Geschoss tiefer und bildet damit die Möglichkeit einer ebenerdigen Zugänglichkeit in das Untergeschoss und die Tiefgarage aus.
Der am Bach entlang führende neue Kiesweg dient sowohl den Bewohnern des Quartiers als auch der Bevölkerung zur Durchquerung und Nutzung des Parkbereichs.
Höhenentwicklung und Städtebau
Das Areal weist ein Gefälle von ca. 5 m von Nord-West nach Süd-Ost auf. Die vorhandene westliche Bebauung erhebt sich, in Fortsetzung des westlichen Hangs, um ca. ein halbes Geschoss über das Baufeld. Zusammen mit der Dachausbildung wird hier eine knapp dreigeschossige Höhenentwicklung erreicht.
Südlich an das Areal grenzt ein heterogenes Bebauungsgemenge an, welches sich durch eine hohe Bebauungsdichte, unterschiedliche Dachformen und Geschossigkeiten ausweist. Die massive Bebauung hat durch die Werkstattnutzung im Erdgeschoss überdurchschnittlich hohe Geschosse und weißt zusammen mit den weiteren Geschossen eine, bis zur Dachkante, viergeschossige Höhenentwicklung aus. Durch die Höhen angrenzender vorhandener Bebauung wird städtebaulich eine dreigeschossige Bebauung - welche sich zudem am Hang nach Osten hin abstuft - als verträglich angesehen.
Städtebaulich wird eine Bebauung in L-Form entwickelt, die sich entlang der Eggenfeldener Straße, als straßenzugbegleitende Bebauung darstellt, welche auch eine Pufferfunktion zum Innenhof mit seinen Aufenthaltszonen ausbildet. Im südlichen Bereich folgt ein Baukörper dem nach Osten verlaufenden Verbindungsweg und stuft sich dem Hang folgend um ein Geschoss nach unten ab. Durch diese Organisation der Gebäude innerhalb der Topographie entsteht eine weiche Einbindung in die Umgebung mit den neuen Freianlagen. Im Schnittpunkt der beiden L-Schenkel wird der südliche Baukörper zurück versetzt und bildet dadurch einen Vorplatz vor der Ladennutzung aus. Im Durchgangsbereich zum Innenhof verbindet ein Vordach die beiden Hauptkörper und bildet einen Quartierstreffpunkt aus, welcher zusammen mit der Ladennutzung die Kommunikation unter den Bewohnern mit der Öffentlichkeit fördern.
Architektur
Das L-förmige Ensemble gliedert sich in drei Häuser, welche sich in Form und Höhenlage um den gemeinsamen Hof mit seinen „hängenden Gärten„ herum gruppieren. Die Baukörper stufen sich entlang der topographischen Vorgaben innerhalb der Ebenen um 60 cm nach Süden sowie um ein Geschoss nach Osten ab. Am Verbindungspunkt der beiden Schenkel der Baukörper ist das Quartierscafé angeordnet, welche für Bewohner und Bevölkerung gleichermaßen als Treffpunkt dient. Im Bereich des überdachten Innenhofzugangs findet, neben den Zugängen zu den Treppenhäusern auch eine Möglichkeit der Durchwegung zur Bachweg statt.
In Anlehnung an das Holzland wird das Ensemble sowohl in Konstruktion als auch an der Fassade in Holzbauweise errichtet. Der ökologische Gedanke wird durch begrünte Flachdächer mit PV-Anlagen und Luftwärmepumpen fortgeführt. Die Fassade umhüllt dabei ein hölzernes Kleid aus stehenden Holzprofilen. Diese werden im Geschossbereich durch liegende Verkleidungen strukturiert und in der Länge gestreckt, was zu einem filigranen Erscheinungsbild führt. Die Loggien erhalten einseitig eine semitransparente Verkleidung mit Bewuchs, welcher als Sicht- und Schallschutz dient. Die Wohnungen werden über wirtschaftlich umgesetzte und mit Tageslicht durchflutete Treppenhäuser erreicht, welche als Schalltrennung zur Bundesstraße oder als Anbindung den gemeinsamen Gartenhof fungieren.
Die Grundrisse weisen durchgesteckte Wohn-Essbereiche mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen auf. Durch verschiedenste Möglichkeiten an Raumzuweisungen sind flexible nachträgliche Grundrissänderungen möglich, welche Änderungen der Lebenssituationen der Bewohner Rechnung tragen. Eine Anpassung der Wohnungsgrößen ist dabei ohne große Baumaßnahmen, z.B. durch Wechseltüren oder verschieben von Einbauelementen möglich. Um Lärmeinwirkungen von Außen zu minimieren werden alle Individualräume und Terrassenbereiche von der Eggenfeldener Straße hin abgewandt angeordnet.
Freiraumplanung
Der Zugang von Haus 1 (+0,00) wird von einem Fuß- und Rad-Weg mit begleitenden Pflanz-Streifen in Form einer Schatten-Vegetation und Fahrradstellplätzen an der Eggenfeldener Straße erschlossen. Zu Haus 2 (+0,00) kann man über einen zentral gelegenen Gemeinschaftsplatz als Treffpunkt mit Platz-Baum, Wasser-Element und Sitzgelegenheiten gelangen. Von hier aus führt ein Erschließungs-Weg über eine Stufenanlage zum Eingang von Haus 3 (-0,60).
Ein Gräserfeld trennt in Form einer grünen Kulisse den öffentlichen Fuß- und Radweg vom Terrassenbereich des Stehcafes. Begleitend von einem Straßenbaum ordnen sich südlich des Stehcafes die benötigen Stellplätze an. Von hier aus führ eine kleine Verbindungsstraße direkt zur bestehenden Brücke über den Bach. Vor der Brücke werden nochmals oberirdische Stellplätze angeordnet, welche als Bring- und Holplätze für den Kindergarten dienen. Von hier aus gelangt man in die Tiefgarage. Ein bachbegleitender, öffentlicher Fuß- und Radweg verbindet diesen unteren Bereich im Süd-Osten mit der Eggenfeldener Straße im Nord-Westen des Planungsgebietes.
Der grüne Innenhof erstreckt sich vom Niveau des Ufers des Reischachbachs bis zum EG-Niveau der Wohnhäuser. Dieser Innenhof stuft sich mit Terrassen-Plateaus als „Die Hängenden Gärten von Reischach“ mit der Topografie ab. Diese Plateaus werden mit Betonmauerscheiben in Sitzhöhe ausgebildet. Den einzelnen Terrassen-Gärten können verschiedene Garten-Themen wie Bauern-Garten, Feuer-Platz, Wasser-Erleben, Blumen- und Blüh-Beete etc. zugeordnet werden, welche gemeinschaftlich von den Bewohnern gestaltet und genutzt werden können. Eine Abenteuer-Landschaft unter den Kronen einer Streuobstwiese mit alten, selten Sorten, naturnahen Spielmöglichkeiten in Form einer Sandfläche, Rutsche, Slackline usw. sowie Holzdecks laden zum Verweilen im grünen Innenhof an. Eine direkte Fußgängerbrücke direkt zum benachbarten Kindergarten wäre hier möglich.
Ergeschoßige Wohnungen erhalten private Gartenbereiche mit Hausterrassen zugeteilt. Über einen berankten Laubengang mit Spalieren als flankierende Treppenanlage können die einzelnen Teilbereiche der „Hängenden Gärten“ erreicht werden; zudem verbindet dieser das Areal am Bachtal mit dem Gemeinschaftsplatz am Quartiers-Cafe auf direktem Wege.